Löschwasser–Spritzer

22. Dezember 2022
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Schon in den 20er Jahren wurde eine Agathafeier durchgeführt. Vor der Feier erging jeweils eine Einladung an alle Eingeteilten. Darin wurden diese aufgefordert, sich in Form von Produktionen wie Couplets, Beiträge in die „Bierzeitung“, usw. an der Feier zu beteiligen.
Vor einigen Jahren lud unsere Feuerwehr auch erstmals die Frauen zu diesem Anlass ein. Dass dies keineswegs erstmalig war, zeigt eine Einladung aus dem Jahre 1926: „Dass aber auch die Tanzlustigen auf ihre Rechnung kommen, möchten wir Sie jetzt schon ersuchen, die „bessere Ehehälfte“ oder solche die es werden wollen, zu diesem Anlasse mitzubringen. Sie sollen auch einmal erfahren, wie gemütlich es bei der Feuerwehr hie und da gehen kann. Manch eine wird dann in Zukunft umso eher Absolution erteilen, wenn die Feuerwehrprobe auch gar zu lange dauern sollte.“
„Aber halte la!“ wird mancher von Euch ausrufen. Das kostet wieder so und soviel. Nur gemach, es wird nicht so schlimm. Seit Jahren haben wir eine Feuerwehrkasse und dieselbe von Zeit zu Zeit so geäuffnet, dass jedem Feuerwehrmann ein währschaftes Nachtessen gratis serviert werden kann.“ Soweit der Ausschnitt aus besagtem Einladungsbrief.

In den Akten fand sich dann auch die Rechnung von Alois Sigrist zum „Sternen“:

76 Nachtessen ä 3.70

  1. 20

2/2 Lt. Kalterer (Bühne)

  1. 80

3/10 Lt. Kalterer (Coiffeur)

  1. 00

Summa

  1. 00

Wahrlich eine „billige“ Agathafeier – gemessen an heutigen Verhältnissen!

Das Programm besagter Agathafeier ist ebenfalls erhalten. Es kann einer für diesen Anlass gestalteten Zeitung entnommen werden mit dem sinnigen Namen „Alarmbläser von Emmen“:

In der gleichen Zeitung findet sich unter dem Titel „Neue Bücher“ folgendes Inserat:

„Von der alten Hütte zum neuen Feuerwehrgebäude“, unter besonderer historischer Berücksichtigung jener denkwürdigen Abbruchnacht. Dissertation zur Erlangung der Feuerwehroffiziers würde von L.S. Das Buch trägt wesentlich bei zur Enthüllung des mysteriösen Falles.

Mit diesem Inserat wird auf einen Vorfall angespielt, der sich in der Nacht vom 18. auf den 19. Oktober 1923 ereignete.

Schon seit einiger Zeit gab der schlechte Zustand des damaligen alten Feuerwehrrequisitengebäudes in Emmen zu Diskussionen Anlass. So wurde dieser an der Inspektion von 1922 durch den Inspizierenden ebenfalls gerügt. Scherzend soll Herr Inspektor Meier aus Kriens den Emmern geraten haben: „Tragt doch das Spritzenhaus an die Reuss hinunter!“ In der Folge haben die Emmer Kameraden sogar ein entsprechendes „Spritzenhauslied“ komponiert.

Im Oktober 1923 schritt man dann zur Tat. Lassen wir das Protokoll „sprechen“: „Nachdem man sich dann am Abend des 18. Oktober genügend Mut angetrunken hatte, wurde etwas nach Mitternacht Hand angelegt. Die Spritze und alle andern Feuerwehrrequisiten, die man für einigermassen wertvoll glaubte, waren vorher in der „Sternen“-Scheune untergebracht worden. Beteiligt waren, wie man herausbringen konnte, etwa 8 bis 10 Mann, an deren Spitze Wachtmeister L.S. Natürlich trifft nicht diese 8 bis 10 Mann allein die Schuld, weil sie Hand anlegten an das verhasste Objekt; der Grossteil der andern Feuerwehrmänner von Emmen, die unablässig schürten, ist ebenso mitbeteiligt.“
Das alte Spritzenhaus wurde also in einer „Nacht- und Nebel-Aktion“ niedergerissen. Die Folge war, dass der Neubau des Emmer Spritzenhauses beschleunigt wurde. Es konnte 1924 bezogen werden...

Im Reglement von 1884 sind die Namen und Pflichten der einzelnen Korps aufgeführt. Darunter gibt es Begriffe, die heute schon längst vergessen sind:
Die Auszüger sollen sich verzüglich mit der Behandlung, Reinigung und mit den nöthigen Übungen der Spritze bekannt machen.
Die Pompiers haben innert der Gemeinde das Pumpwerk der Spritze in Bewegung zu setzen. Zur Rettung von Menschen, Vieh und Geräthschaften hatte das Rettungs- und Flöknerkorps anzutreten. Das Gerettete musste nach Weisung des Kommandanten an einen sicheren Ort in der Kirche oder ins Schulhaus gebracht werden, wo es vom Wachtkorps gesichert wurde.
Die Brand- und Polizeiwache ist dem Feuerhauptmann in Handhabung guter Ordnung behülflich. Die Wache hält auf allfällige Diebe ein scharfes Augenmerk und arretiert die Verdächtigen.
Schlussendlich sind da noch die Feuerreiter. Diese stehen zur Verfügung des Kommandanten und haben dessen Befehle und Aufträge inner- und ausserhalb der Gemeinde schnellstens zu befördern. Die Feuerreiter mussten im Brandfall zu Pferd einrücken.
Die heutigen modernen Brandmeldeanlagen führen hie und da zu Fehlalarmen. In den 30er Jahren wurde einst ein Feuerwehreingeteilter von Kameraden absichtlich falsch alarmiert. Dabei bedienten sich die beiden „eifrigen“ Feuerwehrler des Namens eines der Offiziere.
Die Feuerwehrkommission mass diesem Missbrauch des Alarmwesens die nötige Bedeutung bei. Die Fehlbaren wurden durch das Amtsstatthalteramt gebüsst.

Bericht von Hans-Peter Spring

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