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175 Jahre Feuerwehr Emmen

22. Dezember 2022
|  Webmaster

Querschnitt durch die Geschichte unserer Feuerwehr

In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde unsere Gemeinde zu der politischen Einheit, die sie heute noch darstellt. 1836 erteilt die Kantonale Justiz- und Polizeikommission der Gemeinde den Auftrag, eine Feuerspritze anzuschaffen. Gemeinderat und Gemeindever-sammlung stimmen dieser Anschaffung zu, denn die Notwendigkeit einer Feuerspritze ist unbestritten. Damit ist auch der Grundstein für die Feuerwehr Emmen gelegt. Inwieweit auf dem damaligen Gemeindegebiet schon vorher Mannschaften oder Geräte zur Feuerbekämpfung bereitgehalten wurde ist nicht bekannt.
Im gut dokumentierten Bericht über den Grossbrand in der Luzerner Altstadt anno 1833 sind sämtliche hilfeleistenden Spritzen und Feuerrotten namentlich aufgeführt. Es finden sich darunter keine solchen aus unserem Gemeindegebiet, wohl aber aus der Nachbarschaft. Hätten aber entsprechende Mannschaften bestanden, wären diese den Luzernern sicherlich zu Hilfe geeilt.

Als einzige schriftliche Quelle über das Feuerwehrwesen unserer Gemeinde dienen bis 1884 die Gemeinderatsprotokolle. Darin finden sich dann auch immer wieder entsprechende Hinweise:

Wahlen und Entlassungen von Feuerhauptleuten
Bestimmung der Feuerläufer, Feuerrotten und Feuerreiter
Erlasse betreffend der Alarmierung mittels Glockengeläute
Bau von Feuerweihern und Schwellvorrichtungen in Gerliswil
Ermahnungen und Verpflichtungen zur Spritzenfuhr.
1884 verfasst der damalige Feuerhauptmann Brunner das erste Feuerwehrreglement. Damit erhalten wir auch erstmals Auskunft über die genaue Organisation der Wehr:
1 Feuerhauptmann
2 Spritzenmannschaften
1 Haken- und Leiternkorps
1 Rettungs- und Flöcknerkorps
1 Brand- und Polizeiwache
Feuerreiter
Spritzenfuhrverpflichtete

Aus jener Zeit stammt auch der Auszug aus einem Inspektionsbericht: „Emmen hat eine gut durchgeführte Feuerwehr (man ist versucht zu sagen: schon damals!), Fleiss und Schulung fehlt ihr nicht. Jedoch ist nicht zu verstehen, als dürften die Hände nun in den Schoss gelegt werden.“
Im gleichen Bericht wird auch die Leistung der Saugspritze zu Emmen und der Schöpfspritze zu Gerliswil lobend erwähnt, wogegen „vom Schlauchmaterial in Gerliswil 4/5 in defektem Zustand sich befinden“.

Als weitere Marksteine im ausgehenden 19. Jahrhundert wären dann noch zu nennen:
1895 Mitbegründung des Kantonalen Feuerwehrverbandes
1900 Bezug des neuen Feuerwehrrequisitengebäudes Gerliswil (altes Gemeindehaus)
1901 bis 1930: Im Jahre 1908 wird das Reglement der Feuerwehr den neuen Verhältnissen angepasst. Nachdem ab 1895 mit dem Ausbau einer Wasserversorgung begonnen worden war, formierte die Feuerwehr Hydrantencorps. Deutlich zeichnet sich jetzt auch die Trennung in einen Löschzug Gerliswil und Emmen ab. Dazu kommt als kleineres „Kuriosum“ die Feuer- und Wasserwehr Emmenweid, die zwar einen eigenen Kommandant hat, aber trotzdem im Reglement der Gemeinde figuriert.
Es ist nun auch eine Uniformierung der Mannschaft vorgesehen. Ein Bild von 1905 (Löschzug Emmen) zeigt die damalige Kleidung und Ausrüstung. Einzig die Pompiers – sie halten das Pumpwerk der Spritze in Betrieb – erhalten nur eine Armbinde. Diese hätten Kittel und Helm ob ihrer, schweisstreibenden Arbeit ohnehin ausgezogen.
Erstmals wird die Feuerwehr auch besoldet: –.50 / –.70 / 1.– pro Stunde.

Ab 1919 wird in der Feuerwehrkommission offiziell ein Protokoll geführt. 1924 erwirbt die Wehr eine mechanische Schiebeleiter. Im gleichen Jahr kann das neue Spritzenhaus Emmen bezogen werden. Darauf hatte der Löschzug Emmen schon sehnlichst gewartet. Um das Bauvorhaben voranzutreiben rissen sie das alte Spritzenhaus eines Nachts einfach ab, nachdem sie zuvor die wichtigsten Gerätschaften daraus entfernt hatten.

1928 hält die Motorisierung Einzug in unserer Wehr: Die Anschaffung der Autospritze FBW darf als eigentliche Pioniertat bezeichnet werden. Noch heute, nach bald 60 Jahren, steht das Fahrzeug immer noch im Einsatz bei unserer Wehr.

1930 bis 1950: Den Erfordernissen der Zeit entsprechend wird 1931 eine Pikettgruppe formiert, deren Eingeteilte nach und nach der Telefonalarmstelle auf dem Polizeiposten Emmenbrücke angeschlossen werden.
Auch dem Schutz vor giftigen Rauchgasen wird mit dem Kauf von sechs „Rauchfiltermasken“ Rechnung getragen. Der eigentliche Atemschutz beginnt aber erst mit dem Ende des 2. Weltkrieges, als die FW drei KG vom LS übernimmt.
1934 wird das Feuerwehrreglement ein weiteres Mal erneuert. Die Autospritze FBW verursacht in diesen Jahren hohe Unterhalts- und Reparaturkosten. Deshalb schränkt man ihren Einsatz in zumutbarem Rahmen ein.

Unser Bild zeigt ihn im Einsatz anlässlich eines Wohnhausbrandes im Meierhöfligebiet.

Die Jahre des 2. Weltkrieges sind dann gekennzeichnet durch Personalknappheit, Zusammenarbeit mit dem LS und der Anschaffung einer ersten Motorspritze (Bühne).

1946 beschafft die FW ihr erstes Pikettfahrzeug. Aus einem Occassionsfahrzeug der Marke „Packard“ entsteht ein wahres Prunkstück. Lange Jahre diente der Packard in der Wehr, bis er mit der Neumotorisierung in den 60er Jahren an einem unbekannten Ort verschwand. Dies geschah übrigens auch mit anderen Ausrüstungen, so mit den beiden Saugspritzen. Sachdienliche Hinweise würde die heutige Wehr noch gerne entgegennehmen.

1950 bis heute: Das wesentliche Merkmal der letzten 35 Jahre besteht in einer ständigen Zunahme der Aufgaben der Feuerwehren. So erstaunt es nicht, dass eine markante Erweiterung des Fahrzeugbestandes und der Gerätschaften die Folgen waren. Parallel dazu wuchs die Zahl der Übungen und Einsätze.

Da Ihnen diese letzten Jahre sicher noch mehr oder weniger gut in Erinnerung sind, möchte ich mich auf ein paar wichtige Punkte beschränken:
Zwischen 1951 und 61: Anschaffung von insgesamt sieben neuen Zug- und Transportfahrzeugen, darunter: TLF Saurer, Pulverlöschfahrzeug UNIMOG und AS-Fahrzeug TAUNUS.
1972 Bezug des Magazines vis à vis Hotel Landhaus
1975 Ölwehrfahrzeug / 1980 ADL
Die prekären Platzverhältnisse zwingen die Feuerwehr, Gerätschaften an vier verschiedenen Orten einzustellen. Unser neues, zweckmässig eingerichtetes Feuerwehrgebäude an der Neuenkirchstrasse löst diese Probleme schlagartig. Es wird 1984 bezogen und mit einem Tag der offenen Tür festlich eingeweiht.
Die letzten beiden Jahre bringen der Feuerwehr nochmals drei neue Fahrzeuge: Pionier-/Pulver-/Chemiefahrzeug, neues TLF und AS-Fahrzeug.
Damit, meine sehr verehrten Anwesenden, wäre unser kurzer Streifzug durch die Emmer Feuerwehrgeschichte beendet. 150 Jahre aktiver Feuerwehrdienst sind eine stolze Zahl für unsere Wehr. Das Jubiläum soll Gelegenheit bieten, Rückblick zu halten, gleichzeitig aber auch Ansporn für die heutige und zukünftige „Feuerwehrgenerationen“, ihre Aufgabe weiterhin pflichtbewusst und ernsthaft wahrzunehmen, getreu der alten Devise:

„Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr“

Bericht von Hans-Peter Spring